Skip to main content

Was nach dem Leben kommt, darüber wissen wir nur: Niemand weiß es genau. Im Ethikunterricht des 4. Schuljahres stellen die Kinder die Frage trotzdem und lernen vielen naturwissenschaftliche, philosophische und religiöse Perspektiven kennen. Steht momentan noch das Glaubenskonzept des Ewigen Lebens im Christentum im Vordergrund, werden die Perspektiven zeitnah um weitere Sichtweisen erweitert.

Wenn das Bewusstsein über die eigene Sterblichkeit sich breitmacht im Ethik-Unterricht, dann geht es vor allem um das Leben. Damit einher gehen die Angst vor dem Tod (oder vor dem Sterben), das Altern und das würdevolle Sterben. Und es entstehen auch Fragen rund um das Beerdigen, ein für die Menschheit grundlegendes Kulturgut.

Dirk Hochapfel vom Bestattungsunternehmen Bestattungen-Halbritter in Allendorf und seine Frau Margarethe Hochapfel haben die Kinder des Ethik-Kurses im 4. Schuljahr besucht und sich für die Fragen der Kinder Zeit genommen:

  • Wie ist es, jemanden sterben zu sehen?
  • Was passiert nach dem Tod?
  • Wie sieht ein Leichnam aus?
  • Wie gehen Bestatter:innen mit der Trauer der Angehörigen um?
  • Gibt es auch Momente, in denen sich ein:e Bestatter:in ekelt?
  • Wie sind Sie darauf gekommen, Bestatter zu werden?

Auf dem Rundgang über den Friedhof von St. Crucis schauten sich die Kinder in Ruhe verschiedene Formen der Bestattung an.

Das Thema Tod mit Kindern zu besprechen, bereitet manchen Erwachsenen Sorgen – zumal die wenigsten Fragen eindeutig und mit Gewissheit zu beantworten sind. Behutsam und in einem vertrauensvollen Rahmen sprechen die Kinder im Ethik-Unterricht sehr offen über das gesellschaftliche Tabuthema und schaffen so einen Raum für Gedanken, Fragen und manchmal auch eine Träne.

Bei ihrem Besuch in der Trauerhalle sind manche Gedanken greifbarer geworden. Die Kinder durften Särge und Urnen in verschiedenen Preisklassen und für verschiedene Ansprüche anschauen und manche sogar vorsichtig berühren. Beeindruckend war, wie sehr die atmosphärische Gestaltung, die Musik, die Wärme und das Licht in der Trauerhalle die Stimmung beeinflussten. Ein eher dezentes Lied von Helene Fischer sorgte bei manchen Kindern für Gänsehaut und weckte Erinnerungen an verstorbene Angehörige. Auf einem Rundgang über den Friedhof von St. Crucis entdeckten die Kinder die verschiedensten Möglichkeiten, wie Menschen beerdigt werden können.

Wir danken Familie Hochapfel für den umfangreichen Einblick und das Engagement, all die Fragen zu beantworten! Im Nachgang äußerten einzelne Kinder ihre Bewunderung darüber, wie positiv und zuversichtlich Herr Hochapfel seinen Beruf betrachtet und wie wichtig es ist, dunkle Momente mit Licht zu füllen.

Einige Fragen und Gedanken haben die Kinder im Ethik-Kurs des 4. Jahrgangs in poetischen Beiträgen und Aufsätzen verarbeitet. Diese werden als Teil einer Audioperformance im Rahmen des Tanztheaters Tanz des Lebens am 19. Dezember 2023 in der Aula der Rhenanus-Schule aufgeführt.

Text: G. Beyer, Fotos: G. Beyer, M. Hochapfel